Ausflug nach Kroatien

Juli 2021: die Corona-Beschränkungen lockerten sich zwar gerade etwas, Reisen ins Ausland waren im Prinzip möglich, wobei jedoch unterschiedliche Beschränkungen galten.  Macht es da Sinn, einen Flug nach Kroatien zu planen? Nach dem Betrachten der Bilder von früheren Ausflügen fiel die Entscheidung leicht: für einen Flug über die kroatische Inselwelt rechtfertigt sich fast jeder Aufwand.

Also ging die Planung los. Da wir schon des Öfteren nach Kroatien geflogen waren hatten wir alle Flugplätze in Küstennahe mit Zollabfertigung und Passkontrolle mehrfach besucht. Jetzt sollte es mal ein neues Ziel sein. Es kamen nur noch Flugplätze ohne Zoll in Frage, was auf dem Hin- und Rückflug Zwischenlandungen auf einem größeren Platz erforderlich macht. (für Kroatien ist als EU-Mitglied zwar kein Zoll mehr erforderlich, da Kroatien aber kein Mitglied des Schengen-Abkommens ist, ist bei Ein- und Ausreise die Landung auf einem Platz mit Passkontrolle erforderlich.)

Unsere Wahl fällt auf die Insel Hvar, LDSH, gegenüber der Insel Brac gelegen. Nach den Unterlagen ein kleiner Platz mit 745 m Schotterpiste und kaum Infrastruktur, aber auf Vorbestellung soll es sogar Benzin geben. Touristisch ist die Insel gut erschlossen, was für die kurzfristige Buchung eines Hotelzimmers wichtig ist. Das buchen wir immer frühestens einen Tag vor der Ankunft, wenn wir vom Wetter und anderen Dingen her ziemlich sicher sein können, dort auch anzukommen. Nach ein paar Mails und Telefonaten war klar: wir können dort landen und bekommen Benzin. Wir sollen nur einen Tag vorher mitteilen, wann wir landen werden. Freie Hotelzimmer gab es auch genügend. Also stand unser Ziel fest.

An einem Dienstag im Juli 2021 ging es dann los. Erster Zwischenstopp war in Wels (LOLW), da es dort billiges Autobenzin zu tanken gibt. Kaum dort gelandet wurden wir auch schon freundlich begrüßt, denn die D-ESCP ist dort aufgrund verschiedener Besuche gut bekannt, und Fliegerkollegen, mit denen wir schon Kontakt hatten, waren vor Ort. Nach kurzem Aufenthalt ging es dann weiter. Das Wetter war gut genug für einen Direktflug über die Alpen. Vorbei am Wörthersee, am Triglav (dem höchsten Berg Sloveniens), danach am Gleitschirmfliegerparadies Tolmin vorbei, flogen wir von der Landseite her den Flugplatz Portoroz (LJPZ) an, wo wir die erste Übernachtung geplant hatten. Wie schon früher wurden wir hier mit einem Slibowitz begrüßt.

Wir hatten das Glück, wieder ein Zimmer in der stilvollen alten Römischen Villa am Hauptplatz von Piran zu bekommen, und so konnten wir den Abend an der schönen Hafenpromenade genießen.

Unser Zimmervermieter brachte uns am nächsten Morgen zum Flugplatz, und weiter ging es über die kroatische Inselwelt nach Losinj (LDLO). Den Flugplan hatten wir, wie für die ganze Reise, am Vorabend in Ruhe mit dem Tablet erstellt und brauchten ihn dann morgens, wenn die genaue Abflugzeit feststand, nur noch mit dem Smartphone abzuschicken. Die DFS bietet hierzu einen tollen Service, der wirklich die Arbeit erleichtert und Spaß macht.

Vielen Dank an die DFS!

Der kleine Hafen von Veli Losinj gehört zu unseren Lieblingsplätzen in Kroatien, aber diesmal war Losinj nur für die Einreiseformalitäten eingeplant. Es war nicht mal nötig zu tanken, denn Benzin sollten wir ja auf Hvar problemlos bekommen. Also schnell Personalausweis, Impfnachweis, Corona-Einreiseformular und Kreditkarte abgeben, wieder zurückbekommen, und weiter fliegen.

Der Funk war kein Problem, die kroatischen Fluglotsen waren gut zu verstehen und hilfsbereit. Nach mehreren Frequenzwechseln landeten wir auf der Frequenz von Hvar, ziemlich genau zu der per Mail angekündigten Zeit. Aber was hörten wir auf der Frequenz? Nichts. Was tun? In Kroatien darf man durchaus ohne Flugleiter landen, also entschieden wir uns nach zweimaligem Überfliegen des Platzes zu landen – in der Annahme, dass wir am Boden schon jemand treffen werden. Wir parkten die CP neben zwei gut verpackten Flugzeugen, die am Rand standen, eines davon mit deutscher Kennung. Ansonsten fanden wir auf dem Flugplatz noch zwei alte Container, die lt. Beschriftung von Fallschirmspringern genutzt wurden, Lucia und ich waren aber die einzigen Menschen weit und breit. 

Aber wie schon oft hatten wir Glück: nach kurzer Zeit kam zufällig der deutsche Eigentümer des geparkten Flugzeugs, um mal nach dem Rechten zu schauen. Als wir ihm erzählten, dass der Flugplatzbetreiber eigentlich versprochen hatte, uns zu empfangen und Benzin zu besorgen, sagte er nur „so ist er halt“. Er war so freundlich, uns Kanister zu leihen und im nächsten, ein paar km entfernten Dorf Benzin zu holen und nahm uns dann noch in das kleine Fischerdörfchen Vrboska mit, wo er eine Ferienwohnung hatte. Tolle Hilfsbereitschaft unter Fliegerkollegen, vielen Dank! Vrboska ist ein idyllisches kleines Örtchen, im Nachhinein bedauerten wir, nicht hier, sondern im „möndänen“ Hvar ein Hotel gebucht zu haben.

Beim Einchecken im Hotel der Schreck: mein Personalausweis war weg! Mir war schnell klar, dass er noch bei der Polizei auf dem Flugplatz Losinj liegen musste. Ein kurzer Anruf bestätigte das – zumindest lag er dort sicher. Das Risiko, ihn per Post nachschicken zu lassen, war uns zu groß, da er bestimmt nicht rechtzeitig angekommen wäre. Also war klar, dass entgegen ursprünglich anderen Plänen Losinj auf unserer Rückreise fest eingeplant werden musste.

Nach ein paar Strandtagen mit Fischessen, Bootsausflug und Schwimmen in dem kristallklaren Wasser ging es dann mit dem Taxi zurück zum Flugplatz. Wieder hatten wir dem Flugplatzbetreiber mitgeteilt wann wir fliegen wollen, wieder war niemand da. Dafür hat es dann aber auch keine Landegebühr gekostet. Der Flieger war natürlich ziemlich eingestaubt, aber wir hatten Utensilien zum Waschen dabei. Nach gründlichem Check und Blindmeldungen über Funk ging es dann auf die Startbahn. Die CP wurde schneller und schneller – aber der Fahrtmesser blieb auf Null. Lucia, die dieses Leg flog, brach den Start ab und ich gab eine entsprechende Blindmeldung. Doch plötzlich antwortete jemand über Funk, dass ein Startabbruch das Vernünftigste ist, wenn man technische Probleme hat. Wer war das? Das klärte sich, nachdem wir wieder zum Abstellplatz zurückrollten: der Flugplatzbetreiber kam doch noch, und durch unsere kleine Panne lernten wir ihn doch noch kennen. Wenn er mal da war, war auch er sehr hilfsbereit, und letztlich war er es, dem es nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang, mit dem Mund ein Insekt aus dem Staurohr herauszusaugen. Der nächste Startversuch war problemlos, und wir konnten uns auf den Weg nach Losinj machen. Wäre halt doch schön gewesen, wenn wir einen Staurohrschutz dabei gehabt hätten.

 

Nach der Landung wurden wir schon freudig begrüßt – die Polizisten fühlten sich mitschuldig, mir meinen Ausweis bei der ersten Kontrolle nicht zurückgegeben zu haben, aber das hätte ich natürlich selbst merken müssen.

Wir fanden ein sehr schönes Hotel in Veli Losinj, für mich der schönste Ort auf der Insel. Eigentlich sollte es am nächsten Tag weiter gehen, aber das Wetter war grenzwertig und über den Alpen schlecht, so dass wir uns entschieden, zweimal in Veli Losinj zu  übernachten – so hatten wir noch mal einen Ruhetag vor Ort und konnten wunderschön am Hafen sitzen, schön essen, den Küstenweg entlang wandern und in einer einsamen Bucht baden.

Am nächsten Tag, wieder ein Dienstag, mussten wir den Heimweg antreten. Das Wetter in den Alpen war immer noch nicht ganz so gut, wir flogen deshalb östlich um sie herum mit einer Zwischenlandung in Wiener Neustadt, dem Stammsitz der Firma Diamond Aircraft.

Dort parkte mindestens ein Dutzend neue DA42 – ein toller Flieger, leider eine Nummer zu groß für unseren Verein.

Am gleichen Abend kamen wir dann nach über 2000 km Flugstrecke und 12 Flugstunden um einige schöne Erinnerungen reicher wieder in Nidda an.

 

 

Hagen